Wiki weiß ALLES
Wer Google befragt, landet meist ziemlich schnell bei Wikipedia. Die Online-Enzyklopädie zählt inzwischen zu den am häufigsten genutzten Internetseiten und sorgt dafür, dass Brockhaus und Co. als Relikte längst vergangener Zeiten im Regal verstauben. Über 55,6 Millionen Einträge hat das vor 20 Jahren gegründete Portal inzwischen, mehr als 2,5 Millionen Artikel davon in deutscher Sprache. Was liegt also näher, als auch das eigene Unternehmen in diesem Umfeld zu präsentieren? Wobei „präsentieren“ eigentlich das falsche Wort dafür ist. Denn: Elegante PR-Texte oder gar werblich formulierte Passagen haben in Wikipedia keinerlei Chance! Aber dazu später mehr…
Willkommen im Club der Wiki-Autor*innen – oder doch nicht?
Bevor wir uns in der Kunst des wiki-konformen Formulierens üben, gilt es eine viel grundlegendere Frage zu klären: Bin ich – also das Unternehmen, der Verband, die Stiftung, die Person etc. – überhaupt relevant und für die breite Öffentlichkeit interessant genug, um in einer Enzyklopädie erwähnt zu werden. Wer eines der folgenden Kriterien erfüllt, kann sich an die Tastatur setzen und direkt loslegen. Denn ja! Bei Wikipedia darf jeder mitschreiben. Man muss sich theoretisch nicht einmal registrieren oder anmelden (was allerdings durchaus Sinn macht, wenn man seine Einträge im Blick behalten und häufiger aktive*r Wiki-Autor*in sein möchte).
Die Vorgaben für einen Unternehmenseintrag:
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mindestens 1.000 Vollzeitmitarbeiter*innen oder
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einen Jahresumsatz von mehr als 100 Millionen Euro oder
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gehandelt an einer deutschen Börse im regulierten Markt, an der Wiener Börse in den Marktsegmenten "prime market" oder "standard market" oder in einem gleichwertigen Börsensegment in anderen Staaten oder
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mindestens 20 Betriebsstätten im Sinne von Art. 5 OECD-MA DBA und dabei als Gesamtunternehmen wenigstens einer Großen Kapitalgesellschaft entsprechen oder
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Vorreiterrolle bei einer relevanten Produktgruppe oder Dienstleistung, eine marktbeherrschende Stellung oder innovative Vorreiterrolle oder
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historische Erfüllung eines der genannten Kriterien
Wer es noch genauer wissen möchte, findet sämtliche Relevanzkriterien für die deutsche Version von Wikipedia hier. Außerdem lohnt sich auch ein Blick in die Richtlinien der englischen Enzyklopädie. Denn diese sind tatsächlich sogar etwas nachsichtiger. Wer also mit seinem Thema durch das strenge Raster der deutschen Wikipedianer fällt, hat vielleicht dennoch Chancen auf einen englischen Eintrag.
Vom Entwurf zum fertigen Eintrag
- Wer die ersten Gehversuche in Wikipedia unternimmt, sollte zunächst auf der sogenannten Spielwiese ein wenig Ausprobieren. Hier lässt sich prima testen, wie der Texteditor funktioniert, wie verlinkt oder auf Quellen verwiesen wird.
- Die nächsten Schritte geht man dann – nach Prüfung, ob das Thema nicht vielleicht sogar schon existiert – für den Anfang am besten mit einem Artikel-Entwurf. Hier kann man den Eintrag in Ruhe erstellen, ohne ihn direkt zu veröffentlichen. Die spätere Darstellung ist einsehbar, außerdem kann man andere User*innen darum bitten, einen Blick auf die eigene Arbeit zu werfen und gegebenenfalls Verbesserungsvorschläge zu machen. Ist der Eintrag fertig und entspricht den Vorgaben von Wikipedia, lässt er sich einfach aus der geschützten Umgebung heraus in den sogenannten Artikelnamensraum verschieben. So wird aus dem Entwurf ein offizieller Enzyklopädie-Artikel.
- Wer sich seiner Sache bereits sehr sicher ist, kann alternativ auch direkt einen neuen Artikel anlegen. Aber Vorsicht: Ab dem Zeitpunkt des Speicherns steht der Artikel sofort für die Allgemeinheit in Wikipedia zur Verfügung. Deshalb sollte er vom ersten Moment an den Qualitätskriterien entsprechen und möglichst keine Fehler enthalten (wobei natürlich auch bestehende Artikel jederzeit wieder bearbeitet und korrigiert werden können – dazu einfach oben rechts über dem Artikel auf „Bearbeiten“ klicken).
Fazit: Zugegeben, Wikipedia ist eine Welt für sich! Jeder ist willkommen, jeder darf mitmachen. Das ist Segen und Fluch zugleich. So soll es beispielsweise auch schon vorgekommen sein, dass sich die Konkurrenz hinter dem anonymen Benutzernamen verbirgt und im eigenen Artikel Änderungen vornimmt. Ein Grund mehr, hier selbst aktiv zu werden und mitzumischen :-).
Über die Autorin:
Ina Jacob
0911 974780
ina.jacob@kontext.com
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